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Kobalt ist ein Übergangsmetall mit wenig rühmlicher Geschichte in der jüngeren Vergangenheit. Es hat eine dominante Bedeutung für die Automobilindustrie, denn es ist vielen Batterien für die Elektromobilität eingebaut. Das Batteriemetall wird zu über 60 Prozent in der Demokratischen Republik Kongo gewonnen. Zwar wird dort ein Großteil des Kobalts im industriellen Bergbau gewonnen. Ein stark variierender Anteil der jährlichen Bergbauförderung liefert der Kleinbergbau und der hat es in sich. Der größte Teil des Erzes wird vor Ort sodann zu Kobalt-Hydroxid verarbeitet und dann nach China geliefert. Dort findet es häufig Verwendung in Batterien für die Elektromobilität. In jüngster Vergangenheit hat der Kleinbergbau bewiesen, dass eine stabil steigende Nachfrage reaktionsschnell bedient werden kann. Dabei waren die Lebens- und Arbeitsbedingungen Minenarbeiter fürchterlich. Aber die Armut ist im Land verbreitet und der Kleinbergbau eine der wenigen Einkommensquellen für die Menschen vor Ort. Es ist daher – trotz der Probleme – keine Lösung, wenn man aus Abnehmerperspektive Kleinbergbau einfach vermeidet oder ein Verbot fordert. Dann hätten viele Menschen im Kongo kein Einkommen mehr und könnten ihre Familien nicht ernähren. Das Ziel im Rahmen der deutschen Entwicklungshilfe ist daher nicht, den Kleinbergbau zu verbieten, sondern diesen verantwortungsvoller zu gestalten.
Es geht um Risiken und Sorgfaltspflichten, insbesondere der Kinderarbeit und die mangelnde Lieferkettentransparenz, die in den globalen Medien bereits thematisiert wurde. Ebenfalls relevant sind Aspekte wie die mangelnde Arbeitssicherheit. Häufig wird im Illegalen oder zu mindestens rechtlichen Grauzonen operiert. Zunächst werden Löcher gegraben, um an das Kobalterz zu gelangen. Der Abbau erfolgt durch Ausgraben mittels manueller Werkzeuge, nicht selten bin zu einer Tiefe von bis zu 80 Metern. Das führt häufig zu Kontaminationen von Flüssen und Böden in der Region. Die Vielzahl der aufgelassenen Tagebauten und Halden deutet darauf hin, dass es keine sachgerechte Rekultivierung stattfand. Allerdings werden die Umweltbelastungen im erheblichen Maße vom industriellen Bergbau verursacht.
Dann werden die Säcke an Leinen aus den Schächten gezogen. Anschließend erfolgt der Abtransport per Lkw zu einem Depot. Hier verkaufen die Bergarbeiter ihr Produkt in Säcken mit Kobalterz. Von den Sammelstellen geht es dann weiter. Das ist eine Sonderform des Bergbaus. Durch die permanente Staubbelastung resultierten Atemwegserkrankungen bis zu Karzinomen. Als Folge der Armut ist die Kinderarbeit in den Ländern des globalen Südens weit verbreitet. Das ist besonders schlimm, wenn dadurch die Schule versäumt wird. Schlimmste Formen der Kinderarbeit stellt das explizite Risiko im kongolesischen Kleinbergbau nach den Vorgaben der internationalen Arbeitsorganisation (ILO) dar. Unter „schlimmster Form“ fallen Tätigkeiten, die die Gesundheit, der Sicherheit oder der Moral der Kinder schädigen sowie unter Zwang verrichtet werden.
Der Kobalt-Preis ist zuletzt wieder gesunken, denn in den Batterien für die Elektromobilität werden häufig andere Metalle verwendet. Auch ist die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen bleibt hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Allerdings wird das Problem immer wieder auftreten, jetzt nur punktuell und nicht generell. Wichtig ist daher das Recyceln des Kobalts in der EU. Ein Elektroauto enthält in seiner Batterie durchschnittlich 5 bis 12 Kilogramm Kobalt. Eine wichtige rechtliche Grundlage ist die EU-Batterierichtlinie. Das EU-Dokument fordert, dass bis 2027 90 Prozent des Kobalts recycelt werden müssen.
Derzeit scheint die Situation temporär entschärft, denn der Kobaltpreis ist gesunken. Das macht den Kleinbergbau weniger attraktiv. Die industrielle Förderung hat sich stark ausgeweitet. Vor acht Monaten wurde eine neue Mine durch Chinesen in Betrieb genommen. Sie ist zum weltweit größten Kobaltproduzenten geworden. Das hat den relativen Anteil des Kleinbergbaus gesenkt. Allerdings wird auf dem händischen Weg immer noch Kupfer- und Kobalterz abgebaut. Gerade die Gewinnung von Kupfer ist derzeit für die Kleinbergleute lohnend, meint Dr. Philip Schütte von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe und beschreibt weiter: „Der Kupfer-Kobalt-Kleinbergbau im Kongo wird fast überall illegal betrieben. Die kontroverse Diskussion dazu ist tendenziell etwas zurück gegangen. Selbst wenn der Kleinbergbau illegal ist, wird von den Behörden teilweise eine Kontrollfunktion wahrgenommen, zum Beispiel hinsichtlich des Verbots der Kinderarbeit.“ Die Situation hat sich entschärft. Gefragt sind effiziente Recyclingtechniken für die Batteriemetalle. Damit gibt es in naher Zukunft eine Kobaltquelle in Europa, die mehr Unabhängigkeit verspricht. Allerding wird man die kobalthaltigen Batterien noch lange benötigen.
Autor: Dr. Thomas Isenburg, Wissenschaftsjournalist