Algerien ist flächenmäßig das größte Land Afrikas. Wie viele afrikanische Länder hat es eine schillernde Vergangenheit, die mit der Kolonialzeit verbunden ist. Am Anfang stand ein blutiger Unabhängigkeitskrieg von der Kolonialmacht Frankreich, der von Kriegsverbrechen auf beiden Seiten geprägt war. Es folgten eine Zeit mit sozialistischen Strukturen und ein Bürgerkrieg mit islamistischer Beteiligung. Hinzu kamen mehrere französische Atomwaffentests.
Das ist sicher kein Nährboden für eine stabile friedliche Entwicklung. Hinzu kommt ein wechselhaftes Verhältnis zum Nachbarn Marokko. Die Wirtschaft in Algerien tut sich schwer und ist auf den Verkauf der reichlich vorhandenen fossilen Rohstoffe angewiesen. Sie schlummern unter der Sahara, die weite Teile des Landes bedeckt. Mit dem Ausfall der russischen Gaslieferungen ist das Gas für Mitteleuropa interessanter geworden. Für den kostengünstigen Transport gibt es Pipelines.
Vor gut 15 Jahren wurde das berühmte Desertec-Quadrat in die algerische Sahara gezeichnet: Eine Fläche von 125 mal 125 Kilometern, bestückt mit solarthermischen Kraftwerken, sollte ganz Europa mit erneuerbarem Strom versorgen. Bisher ist wenig passiert, das Land hinkt seinem westlichen Nachbarn Marokko hinterher. Die Jugend rebelliert und will den Wandel. Unter dem Namen Hirak (arabisch für Bewegung) wollen sie den Umsturz. Insgesamt herrschen in Algerien Bedingungen, die private Unternehmen und ausländische Investoren nicht gerade anziehen. Korruption und Bürokratie sind an der Tagesordnung. Dennoch versucht die Regierung zunehmend, auf erneuerbare Energien zu setzen.
Trotz hervorragender klimatischer Bedingungen stammen etwa nur 4 Prozent für den eignen Bedarf zumeist aus der Sonnenenergie. Die guten Möglichkeiten für die Windenergie sind kaum entwickelt.
In der Region einzigartig ist der 2014 beschlossene, festgelegte Einspeisetarif für erneuerbaren Strom. Damit werden Anlagen mit einer Kapazität von mindestens einem Megawatt für 20 Jahre gefördert. Der Energieversorger Sonelgaz zahlt den garantierten Abnahmepreis und erhält die Mehrkosten aus dem nationalen Fonds für erneuerbare Energien zurück. Mit Deutschland besteht seit 2015 eine Energiepartnerschaft. Das Land setzt sich hohe Ziele: Bis 2030 will Algerien Erzeugungskapazitäten von 22 Gigawatt für erneuerbaren Strom realisieren, davon 12 Gigawatt für den Eigenbedarf und 10 Gigawatt für den Export. Auch die Produktion von grünem Wasserstoff gehört zu Algeriens Entwicklungszielen.
Autor: Dr. Thomas Isenburg, Wissenschaftsjournalist aus Kierspe
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