Herne: Malaika Mihambo, Weitspringern mit Wurzeln in Ostafrika hat mit 7,03 Metern den Weitsprung Olympia Sieg errungen bei den Frauen. Dann noch ein paar Zeilen, die die Leistung mit den deutschen Vorgängerinnen einordnet und den Wettbewerb beschreibt, dass war es dann schon eigentlich. Radio und Fernsehen geben meistens auch nicht viel mehr her. Die Athleten werden selten vermenschlicht…
Keine Frage Mihambo ist eine Vorzeigeathletin des deutschen Sports: Dynamisch, weiblich mit Migrationshintergrund und das ist gut so. Mir viel sie so richtig bei der WM in Doha 2019 auf. Einen 7 Meter Sprung nach dem anderen mit riesiger Gelassenheit, ich war beeindruckt. Es war fast selbstverständlich für sie zu gewinnen. Die 7-Meter Marke ist das absolute Tor zur Weltspitze bei den Weitspringerinnen. Sie hat eine Bestleistung von 7 Meter 30 und ist damit im Olymp des Weitsprunges der Frauen angekommen.
Da ich einer Sportlerfamilie entsprungen bin, mein Papa war Schiedsrichter im bezahlten Fußball und ich habe mich selbst intensiv im Mittelstreckenlauf und Marathonlauf versucht. Deswegen ist ein großes sportliches Interesse in meiner DNA. Der Weg führte mich einmal in die Marathonmannschaft der Universität Pretoria. Bei mir stehen Sport und Mensch im Vordergrund. Also begann ich aus Interesse zu recherchieren.
Mihambos Vater ist aus Tansania ihre Mutter aus Deutschland. Eigentlich nichts besonders. Wie so oft in Tansania hat der Vornahme eine Bedeutung. Malaika heißt auf Swahili Engel.
Ihr Abitur machte sie an der internationalen Gesamtschule in Heidelberg. Ich wurde stutzig. Schon in der Jugend so mit 15, 16 sportliche Leistungen der Extraklasse. Wie kann das gehen. An Gesamtschulen gibt es bekanntlich auch um Chancengleichheit zu garantieren einen auf Fördern ausgelegten Ganztagsunterricht. Die Lerngruppen sind meist heterogen, bestehenden aus Kindern mit unterschiedlichen Begabungen und Lerngeschwindigkeiten. Daneben Leistungssport zu treiben ist schwer, das zeigen meine eigenen eher bescheidenen Erfahrungen mit der strapaziösen Kombination. Freundinnen und Sportkolleginnen durchlebten es intensiver.
Nach einem langen strapaziösen Schultag noch ambitioniert zu trainieren ist eine harte Aufgabe, besonders wenn es in Richtung von Nationalmannschaften und Endläufen bei deutscher Meisterschaft geht. Manchmal tut der Neid der Umgebung sein Übriges. Mihambo beschäftigte sich in der Zeit mit dem besonders trainingsintensiven 7-Kampf und hat es geschafft, ohne Sportgymnasium…
Neben sportlichen Leistungen der Extraklasse ein Politikstudium in Mannheim, dass sie erfolgreich abschloss. Dann einen Weiterbildungsstudium der Umweltwissenschaften in Hagen an der Fernuniverstät in NRW. Im Hinterkopf habe ich, dass sie mit dem Fahrrad zum Training fährt. Als ich einen ihrer Hochschullehrer darauf aufmerksam machte, dass eine Leichtathletikweltmeisterin unter seinen Studentinnen sei, schaute er mich überrascht an.
Mihambo wollte ich mir persönlich anschauen und bei einem Hallensportfest in Dortmund durfte ich sie 60 Meter in der Halle beobachten. Mein Eindruck von den Bildern in Doha bestätigte sich. Ihr Auftritt trotzte nur so von gelasse Authentizität, umringt am Ende von zahlreichen jugendlichen Fans. Das spiegelt sich auch in ihrem Internetauftritt. Sie hat eine Stiftung gegründet, die Grundschulkinder an die Leichtathletik heranführen soll. Dazu passt zu ihrer Leidenschaft für Rucksackreisen. Es ist wohl die Mischung: deutsche Präzision und afrikanische Leichtigkeit und Kreativität.
Das Beispiel zeigt eben auch, dass Leistungssport in Deutschland im Weltklasseniveau möglich ist. Der Mensch bleibt Mensch und den Menschen gefällt es. Sicher gibt es ein starkes Team im Hintergrund.
Autor: Dr. Thomas Isenburg, 1000 Meter Bestzeit: 2:45, vielleicht wäre mehr möglich gewesen…